Mythen rund um Fluorid
Sind Fluoride giftig? Schaden sie meinem Kind? Und brauche ich für die korrekte Zahnreinigung wirklich eine Zahnpasta mit dem Inhaltsstoff? Wir klären auf über die gängigsten Mythen und Bedenken rund um den Einsatz von Fluorid in der Zahnreinigung.
Dank dem verbreiteten Einsatz von Fluoriden in der Zahnpflege konnte in der Schweiz über die letzten Jahrzehnte ein klarer Rückgang von Karies festgestellt werden. Nebst einer bewussten Ernährung und guter Mundhygiene ist es wissenschaftlich erwiesen, dass fluoridhaltige Produkte Karies vorbeugen können.
Um die Wirkung von Fluorid zu verstehen, muss zunächst einmal klar werden, wie Karies entsteht. Das bekannte «Loch im Zahn» bildet sich, wenn Bakterien auf den Zahnoberflächen haften und den klebrigen Belag bilden, der gemeinhin als Plaque bezeichnet wird. Die Plaque-Bakterien können den Zucker aus Speiseresten rasch in Säure umwandeln. Diese greift ihrerseits den Zahnschmelz an, bis dieser womöglich einbricht – und ein Loch entsteht.
Wird nun aber Fluorid auf die Zähne aufgetragen, tragen diese zu einem widerstandsfähigen Schmelz bei. Fluorid sorgt dafür, dass sich der Mineralverlust des Zahnschmelzes verlangsamt. Gleichzeitig wird die Wiedereinlagerung von Mineralien in bereits entkalkten Schmelz begünstigt. Sollte bereits Karies entstehen, kann diese dadurch gestoppt, ja sogar rückgängig gemacht werden.
Aber: Ist Fluorid nicht giftig?
Das stimmt so nicht. Viele verwechseln Fluorid mit dem giftigen Gas Fluor. Fluorid als Salz des Fluors ist hingegen ein Spurenelement, das natürlicherweise in verschiedenen Lebensmitteln und in unserem Körper, etwa in Knochen und Zähnen, vorkommt.
Ihre Wirkung zum Schutz der Zähne entfalten Fluoride am besten, wenn sie lokal angewendet werden – zum Beispiel mit einem beim Zahnarzt verabreichten Fluoridgel oder einer speziellen Kinderzahnpasta. So kann das Fluorid optimal wirken, ohne aber die Gefahr eine Überdosierung mit sich zu bringen.
Denn es stimmt, dass Fluorid ab einer gewissen Menge tatsächlich gefährlich sein kann. Aber: Um den bedenklichen Grenzwert zu erreichen, müssten täglich mehrere Tuben Zahnpasta gegessen werden. Erst dann ist es möglich, dass die Überdosis zu Übelkeit und Erbrechen führt.
Nehme ich nicht genug Fluorid über die Nahrung auf?
Allgemein wird Fluorid bei der Zahnreinigung nur in winzigen Mengen aufgenommen und erweist sich darum als völlig harmlos für die menschliche Gesundheit.
Viele fürchten, zu viel Fluorid aufzunehmen, und gehen davon aus, dass die Zufuhr von Fluorid bereits über die Nahrung oder das Trinkwasser gedeckt ist. Ein erwachsener Mensch nimmt täglich zwischen 0,4 und 0,5 Milligramm Fluorid zu sich – beispielsweise durch fluoridiertes Salz, Schwarztee oder Fisch. Der Richtwert, den die «Deutsche Gesellschaft für Ernährung» vorgibt, liegt demgegenüber bei 3,8 Milligramm für Männer und bei 3,1 Milligramm für Frauen.
Die Menge macht das Gift
In der Zahnpasta wird der Fluoridgehalt mit ppm (parts per million) angegeben. Ein ppm entspricht einem Milligramm Fluorid pro Liter. Der empfohlene Mindestgehalt an Fluorid in der Zahnpasta liegt vom ersten Milchzahn bis zum letzten bleibenden Zahn bei 500ppm, spätestens ab 6 Jahren kann auf eine Zahnpasta mit bis zu 1500ppm gewechselt werden. Wichtig: Nach dem Zahnbürsten ausspucken und mit wenig Wasser spülen.
Verbesserung der zahnmedizinischen Versorgung für armutsgefährdete Menschen in der Schweiz
- Ausgangslage und Problembeschreibung
Gemäss der aktuellen Erhebung des Bundesamts für Statistik (BFS) verzichten in der Schweiz 2,7 Prozent der Gesamtbevölkerung ab 16 Jahren aus finanziellen Gründen auf zahnmedizinische Untersuchungen oder Zahnbehandlungen. Die SSO hat das Pilotprojekt «Mundgesundheit für alle» im Kanton Fribourg ins Leben gerufen, um «armutsgefährdete Menschen» zu unterstützen und ihnen den Zugang zu zahnmedizinischen Leistungen zu erleichtern.
- Ziele und Strategien der SSO und der SKOS
Die SSO und die SKOS streben eine nachhaltige Verbesserung der zahnmedizinischen Versorgung armutsgefährdeter Menschen an. Die beiden Organisationen werden in ihren Bestrebungen unterstützt und gefördert durch die Vereinigung der Kantonszahnärztinnen und Kantonszahnärzte der Schweiz (VKZS):
- a) Die SSO und die SKOS setzen sich für einen niederschwelligen Zugang armutsgefährdeter Menschen zur zahnmedizinischen Versorgung ein. Sie unterstützen die Integration dieser Personen in die reguläre zahnmedizinische Versorgung.
- b) Die SSO mit ihren kantonalen Sektionen und die SKOS setzen sich bei kantonalen Gesundheits- und Sozialdepartementen sowie den kantonalen Konferenzen der Sozialhilfe und der Ergänzungsleistungen (EL) dafür ein, dass armutsgefährdeten Personen jene Hilfe zuteil wird, auf welche sie einen Anspruch haben.
- c) Grundlage für den Zugang zur zahnärztlichen Behandlung sind die Behandlungsempfehlungen des VKZS. Darin sind die Prinzipien der Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit, die Verwendung des UV-MV-IV-Tarifs und die Mitarbeit der Patientinnen und Patienten festgehalten.
- d) Es ist wichtig, dass armutsgefährdete Personen besser über ihre Rechte und die verfügbaren Unterstützungsangebote informiert werden. Dies kann u.a. durch die Bereitstellung von Informationsmaterialien in einfacher Sprache geschehen.
- e) Die SSO und die SKOS setzen sich für den Erhalt und die Stärkung der Schulzahnpflege (SZP) ein. Die SZP kann frühzeitig Zahnschäden verhindern und die Bedeutung der Mundhygienebei Kindern und Jugendlichen fördern. Dies hilft, langfristige gesundheitliche Probleme und Kosten zu reduzieren.
- f) Die SSO-Sektionen können Partnerschaften mit lokalen Beratungsorganisationen wie Caritas, der Winterhilfe, dem Roten Kreuz oder kirchlichen Einrichtungen eingehen, um die Betroffenen gezielt zu erreichen und zu unterstützen.
Die SSO und die SKOS werden diese Strategien in ihre Aktivitäten integrieren und regelmässig Treffen abhalten, um die Fortschritte zu überprüfen und Anpassungen vorzunehmen.
Bern, im Januar 2025